Fünf Briefe des Schriftstellers, Übersetzers und Fotografen Kemal Kurt, ergänzt um Kommentare, Rezensionen und Nachrufe des Adressaten und Herausgebers Ulrich Karger, erinnern an einen großartigen «Verständiger».
Kemal Kurt ist 2002 wenige Tage vor seinem 55. Geburtstag gestorben und hat nicht zuletzt als Vermittler zwischen türkischen und deutschen Lebenswelten eine große Lücke hinterlassen.
Nach seinen Studien in der Türkei und in den USA, lebte er ab 1975 in Berlin und schloss seine Studien 1983 als Doktor der “Physikalischen Ingenieurwissenschaften” ab. Bereits 1977, noch während der Studienzeit, begann er künstlerisch ambitionierte Fotografien vorzulegen, denen ab 1981 auch erste Buchveröffentlichungen folgten.
Ab 1990 schließlich “freier Schriftsteller”, unternahm er unzählige Lesereisen in Europa sowie in Südafrika und in den USA. Mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet, bildete einen seiner Schwerpunkte das Erzählen für Kinder, sei es in Buchform oder auch in der «Ohrenbär”-Hörfunkreihe des SFB, heute rbb. Für Erwachsene verfasste er Lyrik, Essays, satirische Kurzprosa und Romane, aus denen “Was ist die Mehrzahl von Heimat?” (1995) zur Ambivalenz türkischer Herkunft und deutscher Lebensart sowie sein literatur— und medienkritischer Satire-Roman “Ja, sagt Molly” (1998) hervorstechen.
Sein hinterlassenes Foto-Archiv mit 20000 Bildern wird teilweise von dem in Köln ansässigen Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) betreut oder ist dank seiner Nachlassverwalterinnen nach wie vor Teil aktueller Präsentationen der noch von ihm selbst mit Fotos und Gedichten konzipierten Wanderausstellung “menschen.orte”.
Seine fünf Briefe an den Herausgeber Ulrich Karger schrieb Kemal Kurt etwa ein Jahr vor seinem Tod. In ihnen erzählt er u.a. von seinen Eltern und der Kindheit, von Auswanderungswellen in die Türkei und seiner letzten Reise in die USA, und er erläutert seine Haltung zu Religion, speziell zum Alewitentum, sowie zum Begriff “Heimat”. Und nicht zuletzt beklagt er darin immer wieder seinen Zeitmangel …
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